Am dritten Tag ist unser Plan, die safety drills und valve drills mit dem richtig eingestellten harness weiter zu festigen, und mich als diver 1 zu üben. Diver 1 hat die Aufgabe, eine Schnur vom offenen Wasser zur Hauptlinie im Höhlensystem zu legen, sodass wir auch wieder herausfinden. Schnüre um Steine zu wickeln wird eine ernstzunehmende Aufgabe, wenn es Basis zum Überleben wird. Im Falle eines silt-outs (Aufwirbelung von Bodensatz, reduziert die Sicht auf wortwörtlich Null), verlassen wir die Höhle, indem wir die main cave line umgreifen und dieser folgen. Das beansprucht die Schnur mechanisch, weswegen sie sehr sicher und gespannt gelegt werden muss. Bei jeder abzweigenden Schnur prüft man dann haptisch/blind, ob es sich um die eigene handelt – vermutlich gehen schon die meisten nach draussen, aber ist das ausreichend für sicheres Tauchen?… =) Wir markieren also unsere eigene Linie mit einem REM/cookie, der für jeden Taucher personalisiert ist. Dies macht man durch Aufmalen einzigartiger Symbole und durch Einführen von Kerben und Löchern mit einem Lötkolben in das Plastik. Nachdem also unsere Schnur an die main line angebunden und mit den cookies versehen ist, können wir sicher in die Höhle tauchen, im Wissen, dass wir selbst mit Null Sicht sicher wieder an unserem Eingang hinauskommen.
Getaucht sind wir in UTJ’s Haus-Cenote, Tajma-Ha. Deren Besitzer hatten seit meinem letzten Besuch die Idee, die Cenote etwas zu vergrössern und eine öffentliche Badi draus zu machen. Ein paar Bagger später ist die Höhle mit 30 cm Bodensatz verdreckt, was grosse Aufmerksamkeit fordert, um mit den Flossen nicht den Dreck aufzuwirbeln – wir wollen ja nasse Steine anschauen.
Der erste Tauchgang ging stromaufwärts entlang der Junma River Line. Hier hat es viel auf und ab, was den Tauchgang zusammen mit dem Bodensatz anspruchsvoll und interessant macht. Arya ist hier diver 1 und legt unsere persönliche Schnur. Die Steine sind mittelmässig schön, aber wir wollen die Highlights bis zum Ende aufheben 😉
Der zweite Tauchgang ging vom selben Loch stromabwärts entlang der Sagrado Line. Hier war ich diver 1 und legte die Schnur ziemlich souverän, auch wenn mit etwas Verbesserungspotential: ein wenig mehr Spannung wäre gut (an jedem tie-off mehr nachziehen) und die Schnur sollte etwas neben/unter mir und parallel sein, während ich mit ihr schwimme. Als i-Tüpfelchen könnte ich noch auf der fernen Seite der main line sein, wenn ich unsere daran befestige; so ist mein Körper nicht über unserer Schnur und mein Team kann besser meine Arbeit kontrollieren. Aber soweit alles richtig, yay!
In der Mittagspause hatte ich noch ein spannendes Gespräch mit Arya zu rebreathers, welche ich seit dem Tod von Andy aus Utila immer als gefährlich betrachtet hatte. Sie gab mir eine andere Perspektive: mit einem rebreather hat man (im Kontext eines Tauchgangs) fast unendlich lang Atemgas. Es ist also ein Sicherheitsfaktor Zeit, welchen man zum Lösen anderer Probleme nutzen kann. Ich glaube immer noch nicht, dass ich das machen werde. Aber mir kame eine spannende Idee für ein Forschungsprojekt. CO2 capture aus der Luft ist ein boomendes business mit viel research grants – im Gegensatz zu Höhlentauchen. Dennoch nutzen beide ähnliche Materialien, um CO2 zu absorbieren. Ich fände es spannend, die für carbon capture entwickelten Materialien in rebreathers zu testen und zu schauen, wie sie verglichen mit den normalen CO2 absorbers aus dem Tauchbusiness abschneiden. Ich hab die Idee mal bei UTJ platziert, falls sie jemand kennenlernen, der rebreathers weiterentwickeln will =)
Am Ende des zweiten Tages war ich körperlich fertig. Mein Kreislauf hat sich jetzt von Büro auf aktiv umgestellt und ein Mittagessen wird nötig, um nicht die Konzentration am Nachmittagstauchgang zu verlieren.
Der nächste Tag wird ein Ruhetag, wo ich mit meinem Dirtywave M8 etwas Musik mache und dann am Nachmittag am Strand ein, zwei Bierchen trinken gehe, bevor es dann an Tag 5 weitergeht zur Cenote Car Wash in Tulum. Das war eine der coolsten Cenoten, in denen ich letztes Mal war, freue mich schon!!