Habana

Habana

Im Flughafen von Habana gibt es keine WCs beim Gepäckband. Jetzt kenne ich sicher einige Dutzend Flughäfen und das ist das erste Mal, dass ich das sehe. Der letzte Halbsatz hat sich seitdem schon einige Male in meinem Kopf wiederholt und es sind erst 24 Stunden vergangen. Kuba wird ein krönendes Ende der Reise mit vielen neuen Eindrücken, da bin ich mir sicher!

Die Einreise nach Kuba lief problemlos, Geld konnte an Automaten in der Ankunftshalle umgetauscht werden. Jedem Automaten standen ein bis zwei Helfer zur Seite, die die Kunden bei der Bedienung unterstützten. Ausser sie hielten grad ein Schwätzle, in der Zeit durften die Automaten nicht verwendet werden. So waren effektiv 2 von den 4 Automaten ausser Betrieb und die Schlange entsprechend lang. Spott beiseite, ich war froh um meinen Helfer; ich versuchte 500 Euro zu wechseln und in der für Maschinen leider so häufigen, hilfreichen Art verweigerte sie meine Transaktion weil das gerade nicht möglich ist. Mein Helfer fand schnell heraus, dass ich zuviel Geld auf einmal reingetan hatte; er starrte mich entsetzt an, als ob es völlig absurd sei, so viel Geld wechseln zu wollen und als ob doch klar sei, dass vierhundert das Maximum ist. Also probierte ich es nochmals mit 400, was dann ging; angefeuert von meinem Helfer, der mir die anzuklickenden Tasten über die Schulter ins Ohr rief, drückte ich dann anadir um mehr als 400 einzutauschen und dann er rief mir zu, jetzt hundert reinzuschieben oder zu warten oder was auch immer. Als ich mich nach 10 Minuten sportlichen Geldwechsels umdrehte, erwartete ich fast, John Cleese in einem Regisseursstuhl zu sehen und cut rufen zu hören. Mein Helfer erklärte mir zum Abschied, dass es in der Stadt auch Geldwechsel gibt mit besseren Raten.

Mein Hostel ist in einem eher traurigen Teil der Stadt nicht unweit von der Altstadt. Die Besitzerin ist aber super hilfreich und erklärte mir das Geld, die Stadt und gab mir eine Liste von casas in anderen Städten, die auch dormitorios anbieten für nur zehn Franken die Nacht. Mein Reisebüro in Minca hatte mir auch einige empfohlen und so sollte ich in Zukunft auch ohne Internet gut unterkommen.

Internet: hierüber habe ich viel verschiedenes gehört und die Realität schaut bisher so aus: es gibt flottes Internet an öffentlichen Plätzen für 1 Franken pro Stunde. Die Karte mit login wird an kleinen Buden des providers dort verkauft, was richtig langsam geht. 45 Minuten vor Geschäftsschluss war ich dort und die Schlange (hierzu komme ich gleich) war nur 5 Leute. Ich schaffte es nicht mehr rechtzeitig… Anstehen in Kuba funktioniert so: man kommt an einen Wartebereich und fragt lautstark, wer der ultimo ist. Diese Person merkt man sich und nach ihr ist man dran. Da ich jetzt der ultimo bin, teile ich das noch einmal jemand mit und ab jetzt ist warten angesagt. Das kann man dank dieses praktischen Systems überall in der nahen Umgebung. Grosser Nachteil: man hat keine Ahnung, wie viele Leute vor einem drankommen und ob es sich lohnt, 45 min vor Ladenschluss noch für eine Internetkarte anzustehen.
(es waren nicht 5 Leute vor mir)
Die andere Möglichkeit an eine Internetkarte zu kommen ist der servicio rapido, den geschäftstüchtige Locals anbieten. Man gibt ihnen 6 anstatt 5 cuc und hat sofort seine Karte. Wieso das nicht im Laden auch so geht, ist mir ein Rätsel. Die Arbeitsmoral der Dame könnte eine Rolle spielen; einmal in der Dreiviertelstunde knallte sie ihr Fenster zu und verliess die Hütte. Ich will ihr nichts unterstellen, vielleicht hat sie ja kranke Familie, um die sie sich zur Kaffeezeit für zehn Minuten kümmern muss. Dann ging ich noch in den Oberklasse – Supermarkt, wo mit cuc und nicht pesos bezahlt wird. Ein Trauerspiel: es gibt dort Eistee, Wasser, Kekse und Bohnen (in 2 kg Dosen oder getrocknet).
Kommen wir also zum essen und trinken. Hier wusste ich, dass generell schlechtes Essen und stark variierende Preise auf mich warten würden. Ich sah Kaffee für 3 cuc oder 1 peso. Der cuc ist die Wechselwährung Kubas und 1:1 zum USD und 1:25 zum peso. Hier sehen wir also dass zwei Cafeterias, die eine etwas hübscher als die andere aber nicht Welten dazwischen, einen Preisunterschied von Faktor 75 aufweisen. Die günstige bietet auch Pizza an; für 12 pesos gibt es Schinken und Käse oder für 14 nur Käse. Darüber brauchte ich nicht weiter nachdenken, da Schinken no hay. Beim Herumlaufen in der Stadt sah ich noch einige andere Orte, die Pizza anboten: die teuerste hier war 7 cuc für eine Käsepizza, also Faktor 14 für Pizzas.
Ich möchte mich hierbei nicht über die Preise beschweren, beide sind für mich voll OK. Es ist nur mega interessant, welche merkwürdigen Effekte die Kombination von Kommunismus und Tourismus hat, wenn Touristen und Locals nicht mehr komplett getrennte Geschäfte und Restaurants besuchen.

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